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Forschungsbericht]

Politik des Zeigens

Projektbeschreibung:
Forschungsprojekt zur Theoriebildung des Ausstellens (theory of displaying, exhibiting and staging) In dem Forschungsvorhaben werden die epistemologischen Möglichkeiten des Ausstellens und öffentlichen bildlichen Präsentierens am Leitbegriff des Zeigens kritisch untersucht. Ausgehend von theoretischen Überlegungen aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven (Philosophie, Soziologie, Pädagogik, Kunstwissenschaft, Kulturwissenschaften, Anthropologie, Theologie, Kommunikations- und Medienwissenschaften) geht es dabei um die speziellen Erkenntnischancen und Vermittlungsmöglichkeiten von Ausstellungen und bildlichen Inszenierungen und damit um eine spezifischen Modus des Zeigens, der vielfach mit dem Begriff des „Displaying“ beschrieben wurde. In einer ersten Projektphase, die mit dem Erscheinen des Bandes "Politik de Zeigens" beendet war, standen folgende Forschungsfragen im Vordergrund: 1) Welche Bedeutung und Funktion hat das Zeigen und das öffentliche Präsentieren von Objekten und Bildwerken in gegenwärtigen und vergangenen Kulturen für Subjektivierungspraktiken, Bildungs- und Kulturalisierungsprozesse? Welche Form von Bildungsprozessen und welche Wissensformen erzeugen heutige Museen und Ausstellungshäuser? 2) Welche Geltungen und Machtverhältnisse werden durch welche Ausstellungsformierungen, -konstellierungen und -inszenierungen erzeugt? Kann der Akt des Zeigens diskursiv oder aufklärend sein oder enthält er immer schon eine Dimension von Bevormundung oder gar Überwältigung? Ist die kommunikativ-soziale Seite des deiktischen Aktes (displaying, exhibiting, staging), in welchem „jemand“ „etwas“ immer im Hinblick auf einen potentiellen „Anderen“ zeigt überhaupt ohne ein autoritäres Gefälle denkbar? 3) Inwieweit kann das Präsentieren, Ausstellen und Zeigen von Gegenständen, selbst zu einer Forschungsstrategie werden, so dass im Displaying Wissen nicht nur illustriert und popularisiert, sondern selbst generiert wird? Lässt sich im Zeigen als einer performativen Technik auf spezifische Weise etwas In-Beziehung setzen? Lassen sich Modi des analytischen Zeigens denken? Eine Tagung, die sich mit dem epistemologischen Status des Zeigens befasst hat, diente als Eröffnung des länger angelegten Forschungsprojekts. Am 8./9. Mai 2009 hat an der ZU die von Karen van den Berg und Hans Ulrich Gumbrecht konzipierte Tagung "Politik des Zeigens" stattgefunden. Die Vortragenden waren: Klaus Prange (Oldenburg), Hilge Landweer (Berlin), Thomas Alkemeyer (Oldenburg), Ursula Pasero (Berlin), Stephan Schmidt-Wulffen (Wien), Josef Früchtl (Amsterdam). Die Konferenz wurde gefördert von der Zeppelin Universitätsgesellschaft e.V. und der Deutschen Gesellschaft für Ästhetik. Im Oktober 2010 erschien unter dem Titel „Politik des Zeigens“ ein von Karen van den Berg und Hans Ulrich Gumbrecht herausgegebener Sammelband, in dem die Tagungsbeiträge durch weitere Beiträge von Dieter Mersch, Ludger Schwarte und Lambert Wiesing ergänzt wurden. In einer zweiten Projektphase werden die epistemischen Fragestellungen nun entlang von neueren Entwicklungen im Musemsbereich weiterverfolgt. Ziel ist es dabei, einen Betrag im Bereich der Grundlagenforschung zur Epistemologie gegenwärtiger Kunstmuseen zu leisten. Zu diesem Zweck werden eine Reihe jüngerer Museumbauten untersucht. Ihre Architektur, die Ausstellungsdisplays und ihre unterschiedlichen Formen der Selbstdarstellung werden dabei als Spiegel aktueller mentalitätsgeschichtlicher Entwicklungen ins Auge gefasst. Hierzu ist bereits eine ganze Reihe von Aufsätzen erschienen. Geplant ist zudem eine Buchpublikation, deren Kern in der eingehenden Analyse von fünf einflussreichen Beispielen neuerer Museumsneubauten auf drei Kontinenten besteht. Ausgehend von diesen Beispielen gilt es u.a. die aktuellen Zusammenhänge zwischen einer sich wandelnden Identitätspolitik, der zunehmenden Bedeutung von Bildung als Distinktionsmerkmal, ästhetischen Entwicklungen und der Herausbildung neuer Subjektstile herauszuarbeiten.

Ansprechpartner: Prof. Dr. phil. Karen van den Berg
Projektlaufzeit:
Projektbeginn: 01.01.2008
Projektende: 30.09.2020
Projektleitung:
Prof. Dr. phil. Karen van den Berg

Zeppelin University Friedrichshafen
Lehrstuhl für Kunsttheorie & inszenatorische Praxis (eingerichtet 09/2003)

Am Seemooser Horn
88045 Friedrichshafen

Telefon: +49 7541 6009-1303
Fax: +49 7541 6009-1399
Email: karen.vandenberg@zu.de
www.zu.de/vandenberg
Projektbearbeitung
Prof. Dr. phil. Karen van den Berg
Kooperationspartner
Prof. Dr. Hans Ulrich Gumbrecht (University of Stanford)
Finanzierung:

  • eigenfinanziertes Forschungsprojekt
  • Zeppelin Universitätsgesellschaft, Foerderverein
  • Deutsche Gesellschaft für Ästhetik, Sonstiges

Schlagworte:

    theory of displaying exhibiting staging Inszenierung Deixis Ausstellen Präsentationstechniken

Projektbezogene Publikationen:

  • van den Berg, Karen: Das Museum als Simulakrum. Der Louvre-Lens und neue Epistemologien des Zeigens, in: Klaus Krüger, Elke A. Werner, Andreas Schalhorn (Hrsg.): Evidenzen des ExpositorischenWie in Ausstellungen Wissen, Erkenntnis und ästhetische Bedeutung erzeugt wird, Bielefeld, Transcript, 2019: 237-254: https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-4210-0/evidenzen-des-expositorischen/.
  • van den Berg, Karen: Das ausgestellte Museum. Von Abu Dhabi nach Teshima, Paragrana, 2017 (1): 57-72.
  • van den Berg, Karen: Museum Buildings in the 21st CenturyMajor Projects and Notes on the Redefinition of the Museum, in: Musées d’Art et d’Histoire de Genève & Art Centre Basel (Hrsg.): New Museums: Intentions, Expectations, Challenges, München, Hirmer, 2017: 184-193.
  • van den Berg, Karen: Zur Epistemologie gegenwärtiger Zeigeregime: Louvre Lens und der Apple Store in San Francisco, Zeitschrift für Medien- und Kulturforschung, 2017; Jg. 8 (1): 41-60.
  • van den Berg, Karen: SANAA Architects and the Museum as Simularum, 2017 (VICCA Master's Programme, Aalto University, School of Arts, Design & Architecture): http://www.picbir.com/photo/1618118898442756359?=4063460336.
  • van den Berg, Karen: Humanismus als Trophäe, ZU Daily, 2017: https://www.zu-daily.de/daily/zuruf/2017/11-17_van-den-berg-humanismus-als-trophaee.php.
  • van den Berg, Karen: Bildungsräume zwischen Inszenierung und Aneignung. Nutzungsmuster in Museum und Schule, in: Maria Schneider, Michael Pries (Hrsg.): Bildungsräume in Bewegung. Perspektiven aus Wissenschaft, Wirtschaft und Praxis (in Bewegung Vol. 2), Bielefeld, Bertelsmann, 2014: 83-99.
  • van den Berg, Karen: Mad Men: Zeigen und autorisiertes Sprechen, 2013 (Tagung des DFG-Forschungsprojekts „Die Fernsehserie als Reflexion und Projektion des Wandels“ (SPP 1505 „Mediatisierte Welten) in Kooperation mit dem IKKM, 28./29. November, Bauhaus-Universität Weimar): http://www.ikkm-weimar.de/forschung/tagungen/2013_pinnwand/prm/517/cs__11/index.html#programm.
  • van den Berg, Karen: Ekphraseis, Gesten und Epistemologien des Zeigens, 2012 (Kaleidoskopien. Medienkulturwissenschaft in Werkstattberichten, Universität Freiburg): http://www.medienkulturwissenschaft.uni-freiburg.de.
  • van den Berg, Karen, Markus Rieger-Ladich: Rhetorik des Kreativen. Beobachtungen zum Kindermuseum, in: Yvonne Leonard (Hrsg.): Kindermuseen. Strategien und Methoden eines aktuellen Museumstyps, Bielefeld, transcript, 2012: 39-49.
  • van den Berg, Karen, Wolfgang Tschacher, Steven Greenwood, Volker Kirchberg, Stéphanie Wintzerith, Martin Tröndle: Physiological correlates of aesthetic perception of artworks in a museum, Psychology of Aesthetics, Creativity, and the Arts, 2012; Jg. Vol 6 (1): 96-103: http://psycnet.apa.org/doi/10.1037/a0023845.
  • Landkammer, Joachim: Experimentelle Playmobilisierung der KulturHarald Schmidts ästhetische Widerlegungen des Zeigens, 2011 (Jahreskongreß der Deutschen Gesellschaft für Ästhetik "Experimentelle Ästhetik" 04. - 07. Oktober 2011, Düsseldorf).
  • Tröndle, Martin, van den Berg, Karen Greenwood, Steven Ramakrishnan, Chandrasekhar Tschacher, Wolfgang Kirchberg, Volker, Wintzerith, Stéphanie, Omlin, Sibylle, Kartadinata, Sukandar Vaillant, Christophe, Reed, Patricia, Seeger, Mauritius, Viola, Enrico, Schmidt, Valentin, Rammelt, Roman, Alavi, Behrang, Karl, Nicolai, Wäspe, Roland: The Entanglement of Arts and Sciences: On the Transaction Costs of Transdisciplinary Research Settings, Journal for Artistic Research, 2011; Jg. 1 (1): (on-line): http://www.researchcatalogue.net/view/12219/12220.
  • van den Berg, Karen: Abstand halten von der Welt – Politik des Zeigens im Museum, 2011 (2. Research Day/Friedrichshafen/Zeppelin Universität/21.01.2011).
  • van den Berg, Karen: Schausteller der Postindustrie. Zu Heike Mutter und Ulrich Genths Tiger & Turtle Magic Mountain / Postindustrial Funfair Operators. On Heike Mutter and Ulrich Genth's Tiger & Turtle – Magic Mountain (deutsch/englisch), in: Söke Dinkla, Peter Geulich und Karl Janssen (Hrsg.): Tiger and Turtle - Magic Mountain. Eine Landmarke für Duisburg von Heike Mutter und Ulrich Genth / A Landmark in Duisburg by Heike Mutter and Ulrich Genth, Ostfildern, Hatje und Cantz, 2011: 111-119.
  • van den Berg, Karen: Gibt es kuratorisches Wissen?, 2011 (Universität Konstanz und Kunstverein Konstanz, Symposium: „Aktuelle Tendenzen kuratorischer Praxis“): http://www.kalender.uni-konstanz.de/?uc_event_id=774.
  • van den Berg, Karen, Sibylle Omlin, Martin Tröndle: Das Kuratieren von Kunst und Forschung zur Kunstforschung.Überlegungen im Anschluss an das Projekt eMotion – mapping museum experience , in: Martin Tröndle und Julia Warmers (Hrsg.): Artistic Research als ästhetische Wissenschaft. Zur transdiziplinären Hybridisierung von Wissenschaft und Kunst, Bielefeld, transcript, 2011: 21-47.
  • van den Berg, Karen, Wintzerith, Stéphanie, Tröndle, Martin: Spuren der Aneignung – Mapping Museums, in: Gerhard Kilger und Wolfgang Müller-Kuhlmann (Hrsg.): Szenografie in Ausstellungen und Museen V - Raum undWahrnehmung. Bewegte Räume, Essen, Klartext, 2011: 100-109.
  • van den Berg, Karen: Politik des Zeigens. Zur Einleitung , in: Karen van den Berg / Hans Ulrich Gumbrecht (Hrsg.): Politik des Zeigens, München, Fink, 2010: 7-13: https://doi.org/10.30965/9783846750568_002.
  • van den Berg, Karen: Zeigen, forschen, kuratieren. Überlegungen zur Epistemologie des Museums , in: Karen van den Berg / Hans Ulrich Gumbrecht (Hrsg.): Politik des Zeigens, München, Fink, 2010: 143-168.
  • van den Berg, Karen: Politics of Curating - What Do Future Curators Need to Know?, 2010 (Teaching Art. Transfer of Knowledge in Artist Training, Symposium within art, science & business program, Akademie Schloß Solitude, Stuttgart): http://www.akademie-solitude.de/311_events_current.php?idnum=257&lastpage=320_events_archive.php&cur=0.
  • van den Berg, Karen, Hans Ulrich Gumbrecht (Hrsg.): Politik des Zeigens, München, Fink, 2010.
  • van den Berg, Karen: Ästhetische Inszenierung des Wissens - Inszenierung und Aneignung, 2009 (Zukunftskonferenz „Bildungsräume in Bewegung“ Wolfsburg, Sektion Pädagogische Freizeitforschung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft).
  • van den Berg, Karen: Politics of Displaying, 2009 (Royal Danish Academy in Copenhagen): http://www.kunstakademiet.dk/kalender/?list=one&id=1014&date=2009-01-05.
  • van den Berg, Karen: Das unbedingte Museum. Die fragile Logik des Ensembles, in: Silke von Berswordt Wallrabe und Friederike Wappler (Hrsg.): Situation (für Max Imdahl). Die Erweiterung 2006, , Düsseldorf, Richter, 2008: 9-29.
  • van den Berg, Karen: Show Me Your Money! - Schaufenster des Geldes: Inszenierungstheoretische Überlegungen zur Europäischen Zentralbank und den Museen der Nationalbanken in Deutschland, England und Frankreich, in: Drexler, Barbara / Hegmann, Horst (Hrsg.): Stabilitätskulturen. Kommunikationsstrategien ausgewählter europäischer Zentralbanken, Marburg, Metropolis, 2007: 217-246.

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