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Forschungsbericht]

Experimentalisierungen des Gleichgewichts Zu einer Wissensgeschichte von Stress und Homöostase

Projektbeschreibung:
Die Thematik des Stress bestimmt wie kaum eine andere die Zeitdiagnosen des 20. Jahrhunderts. So erklärte die Zeitschrift der norwegischen Ärztevereinigung 1999 das 20. zum „Jahrhundert des Stress“. In enzyklopädischen Darstellungen wird eine unüberschaubare Vielzahl an Begriffen in einen Zusammenhang gebracht mit den Mühen der Anpassung an eine als zunehmend komplex und beschleunigt empfundene Lebenswelt. Der Präsenz im öffentlichen Diskurs entspricht eine intensive Geschichte der Erforschung von Stress in Sozialpsychologie, Medizin und Soziologie im 20. Jahrhundert. Die hohe Konjunktur der öffentlichen Diskussionen um Stress hat zuletzt zu einer Vielzahl an Auseinandersetzungen von Seiten der Wissenstheorie und -geschichte geführt, die sich mit der historischen Entwicklung der Stress-Vokabel beschäftigen. Thematisch und methodisch schließt das vorliegende Exposé an diese Auseinandersetzungen an. Hierfür gilt das Interesse insbesondere der Rede von körperlichen, seelischen und geistigen Gleichgewichten, die im Sinne einer Kontingenzbewältigung verstanden, und die im Rahmen der Stressforschung mit dem Konzept und dem Begriff der „Homöostase“ gefasst werden. Als Modell sich selbstregulierender biologischer Organismen hat die Homöostase ausgehend von seiner Erforschung in den experimentellen Lebenswissenschaften Mitte des 19. Jahrhunderts über die Hormonforschung in der Physiologie Anfang des 20. Jahrhunderts die Stressforschung zentral geprägt. Während die bestehenden Darstellungen den wissensgeschichtlichen Verlauf des Homöostase-Konzepts ausgehend von seinen Anfängen Mitte des 19. Jahrhunderts, über die entstehende Stressforschung Mitte des 20. Jahrhunderts sowie seine Auswirkungen bis in die öffentlichen Diskussionen der Gegenwart verfolgen, ist allerdings die Weiterentwicklung der Stressforschung im Umfeld der Kybernetik noch nicht untersucht. An dieser Stelle schließt das vorliegende Promotionsvorhaben an. Im Zentrum der Auseinandersetzung sollen das Konzept und der Begriff der Homöostase stehen, wobei dieser innerhalb eines historischen Rahmens untersucht wird, der von den Lebenswissenschaften über die entstehende Stressforschung bis in die frühe Kybernetik reicht. Innerhalb dessen stehen die jeweils experimentalisierten und zu experimentalisierenden Gleichgewichte zur Debatte. Hierbei zeigt sich, dass zum einen Angebote entstehen, um Körper, Gefühle und Denken in Einklang zu bringen, und zum anderen allererst spezifische Problemlagen, die als ungelöste den Verlauf der weiteren Forschung bestimmen.

Ansprechpartner: M.A. Anne Schreiber
Projektlaufzeit:
Projektbeginn: 2014
Projektende: 2014
Projektleitung:
Prof. Dr. phil. habil. Maren Lehmann

Zeppelin University Friedrichshafen
Lehrstuhl für Soziologische Theorie | davor: Lehrstuhl für Soziologie
Schwerpunkt Organisationstheorie (eingerichtet 2012/04)
Am Seemooser Horn 20
88045 Friedrichshafen

Telefon: +49 7541 6009-1362
Fax: +49 7541 6009-1399
Email: maren.lehmann@zu.de
http://www.zu.de/lehmann
Projektbearbeitung
M.A. Anne Schreiber
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