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Schlaflosigkeit - ein unabhängiger Risikofaktor und frühes Symptom psychischer Erkrankungen - als Ziel präventiver Massnahmen

Projektbeschreibung:
Schlaflosigkeit – ein unabhängiger Risikofaktor und frühes Symptom psychischer Erkrankungen – als Ziel präventiver Massnahmen Dieter Riemann und Kai Spiegelhalder, Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinik Freiburg (UKL-FR) Problemstellung: Ein- und Durchschlafstörungen oder ein nicht-erholsamer Schlaf sowie daraus resultierende negative Konsequenzen für die Tagesbefindlichkeit, wie etwa Leistungs- und Konzentrationsstörungen, betreffen in Deutschland etwa 10% der Bevölkerung. Schlaflosigkeit = Insomnie stellt einen unabhängigen Risikofaktor dar, psychisch zu erkranken, insbesondere an Depressionen (Baglioni et al., 2011). In der Behandlung dominieren die Benzodiazepinrezeptoragonisten, obwohl kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze wissenschaftlich gesehen langfristig überlegen sind. Wir haben diese Situation vielfach kritisiert (z.B. Riemann et al., 2011) und auf die Notwendigkeit hingewiesen, die kognitive Verhaltenstherapie der Insomnie (KVT-I) in präventive Strategien sowie die Primär- und fachärztliche Versorgung zu integrieren. Eigene Vorarbeiten: Die AG hat für den Bereich Schlafstörungen ein Schulungsprogramm für Hausärzte entwickelt und evaluiert, Therapiemanuale für Insomnien und Patientenratgeber veröffentlicht sowie Lehrkonzepte zur Insomniethematik im Bereich der Ausbildung von Psychiatern und Psychologischen Psychotherapeuten entwickelt. D. Riemann war in den vergangenen Jahren national und international an der Entwicklung diagnostischer Kriterien und Behandlungsleitlinien beteiligt. An der UKL-FR wurde 2012 unter Einbeziehung der Abteilungen für Psychiatrie und Psychotherapie, Pneumologie, HNO sowie Kinder- und Jugendmedizin ein interdisziplinäres Zentrum für Schlafmedizin gegründet. Im EU-Projekt OPTIMI (FP7-ICT-2009; GAN: 248544) konnten umfangreiche Erfahrungen mit der Entwicklung von Sensortechnologie im häuslichen Umfeld gesammelt werden, um bei vulnerablen Individuen Krankheitszeichen zu erkennen und frühzeitig präventiv tätig zu werden. Vom BMBF wurde das Projekt OPEN ( = Online Portal für Erholsamen Nachtschlaf) gefördert, das sich insbesondere an Studierende wendet. Ziele und Arbeitsprogramm: Es sollen neue Ansätze des Umgangs mit insomnischen Symptomen/ Störungen entwickelt werden, um auf diesem Weg zur Prävention psychischer Folgeerkrankungen, etwa Burn-Out, Depressionen, Angst- und Abhängigkeitserkrankungen beizutragen. Zielgruppen: Jugendliche, junge Erwachsene (insbesondere Studierende der Medizin), Erwachsene (im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsvorsorge) und ältere Menschen im Pensionsalter. Als Medien der Wissens- und Skillsvermittlung möchten wir neue Medien nutzen (Internet, Smart phone-Applikationen), und konventionelle Wege ausbauen. Projekt 1: Etablierung einer auf der KVT-I (Schlafhygiene, Entspannung, Rhythmusstrukturierung, kognitive Techniken) basierenden „Schlafschule“, d.h. Entwicklung eines eintägigen Workshop, der „unterschwellig“ in einem nicht-klinischen Setting angeboten wird. Dabei sollen verschiedene Module entwickelt werden, die sowohl nach Zielgruppe als auch Art der Moderatoren (Fach- und Allgemeinärzte, Psychologen, Krankenschwestern, Lehrer) differenziert sind. Durchführung in Kooperation mit dem Arbeitsbereich Gesundheitsförderung der Universität, der Abteilung Arbeitsmedizin der UKL-FR, dem Bereich Pflegewissenschaften an der UKL-FR und dem Oberschulamt Freiburg sowie Krankenkassen vor Ort. Projekt 2: Weiterentwicklung des Online-Portals OPEN. Basierend auf den bestehenden Vorarbeiten zum Online-Portal OPEN sollen Studierende (insbesondere der Medizin) und Arbeitnehmer der UKL-FR gezielt auf das Angebot aufmerksam gemacht werden. In Kooperation mit der Abteilung Arbeitsmedizin an der UKL-FR, dem Arbeitsbereich Gesundheitsförderung an der Universität Freiburg wird dabei die Aktion „Erholsamer Schlaf“ durchgeführt. Dabei soll mit OPEN ein niederschwelliges internetbasiertes Informations- und Wissensvermittlungsangebot angeboten werden, das wir im Hinblick auf Nutzung und Effektivität evaluieren möchten. Projekt 3: Entwicklung von Smartphone-basierten Methoden zur Messung des Schlafs und zur Vermittlung der KVT-I. Im Projekt OPTIMI wurde bereits ein Algorithmus zur Auswertung und Visualisierung der Ergebnisse von Schlaftagebuchdaten entwickelt, der auf Smartphones eingesetzt werden kann. Dieser Algorithmus soll um Rückmeldungen zum Schlaf-Wach-Verhalten im Sinne der verhaltensbezogenen Komponenten der KVT-I erweitert werden. Literatur: Baglioni C, Battagliese G, Feige B, Spiegelhalder K, Nissen C, Voderholzer U, Lombardo C, Riemann D (2011). Insomnia as a predictor of depression: A meta-analytic evaluation of longitudinal epidemiological studies. Journal of Affective Disorders 135: 10-19. Riemann D, Spiegelhalder K, Espie C, Pollmächer T, Leger D, Bassetti C, van Someren E (2011). Chronic insomnia: clinical and research challenges - an agenda. Pharmacopsychiatry 44: 1-14.

Ansprechpartner: Riemann, D
Tel: 0761-27069190
Email: dieter.riemann@uniklinik-freiburg.de
Projektlaufzeit:
Projektbeginn: 2013
Projektende: 2015
Projektleitung:
Riemann, D, Spiegelhalder, K
Stellvertretung: Spiegelhalder, K
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Zentrum für Psychische Erkrankungen (Department)
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Hauptstrasse 5
79104 Freiburg

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Finanzierung:

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