[Zurück zum
Forschungsbericht]

Nikotinabstinenz und -entzug: Neuroendokrine und Schlaf-EEG Parameter als Rückfallprädiktoren

Projektbeschreibung:
In dem Projekt im Rahmen des SPPs 1226 soll der Einfluss eines Nikotin-Entzugs auf neuroendokrine Funktionen und die Schlafstruktur im Langzeitverlauf untersucht werden, um prädiktive Faktoren für einen Rückfall zum Rauchen zu identifizieren. Die Funktionen von Acetylcholin, Dopamin, Serotonin, Noradrenalin, Glutamat und der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse werden nicht nur durch Nikotin beeinflusst, sondern sind gleichzeitig entscheidend an der Schlaf-Wach-Regulation beteiligt. Bisher ist bekannt, dass sowohl das Rauchen als auch ein Nikotin-Entzug aber auch eine Nikotin-Ersatz-Therapie Schlaf störend wirken können. Auch tierexperimentelle Untersuchungen geben erste Hinweise, dass durch eine Nikotin-Gabe vor allem die NonREM-REM-Schlaf-Regulation unter Involvierung der beta2-Untereinheit des nikotinergen Acetylcholin-Rezeptors verändert wird. Schlafstörungen verschlechtern die Tagesbefindlichkeit und erhöhen das Risiko für die Entwicklung einer Depression und/oder Abhängigkeit. Epidemiologische Daten zeigen, dass der Konsum von mehr als 20 Zigaretten/Tag mit einer gehäuften Prävalenz eines Restless Legs Syndroms (RLS) einhergeht. Dieses ist wiederum bei etwa 80 % der Betroffenen mit einem Syndrom periodischer Beinbewegungen (PLMD) assoziiert, wird durch verminderte dopaminerge Funktionen verursacht und führt in klinisch relevanter Ausprägung zu Schlafstörungen aufgrund wiederholter sekundenkurzer Auswachvorgänge. Die Betroffenen sind sich dabei des zugrunde liegenden PLMD nicht bewusst und beklagen vermehrte Wachvorgänge und unerholsamen Schlaf. Ein PLMD und seine Auswirkung auf den Schlaf kann daher nur polysomnographisch erfasst werden. In diesem Zusammenhang konnte bereits gezeigt werden, dass nach einem subakuten Alkoholentzug ein erhöhter REM-Schlaf Druck und das Vorliegen eines klinisch relevanten PLMD prädiktive Faktoren für die Rückfallrate nach sechs Monaten sind. Zusätzlich zur multizentrischen Studie zur Nikotin-Entwöhnung des SPPs soll daher 1. bei 80 Patienten in Göttingen und Freiburg (40 Patienten pro Zentrum) die Wirkung der Nikotin-Entwöhnung auf neuroendokrinologische (fraktionierte urinäre Exkretion von Dopamin, Homovanillinsäure, Noradrenalin, Melatonin, Cortisol, 5-Hydroxindol Aminosäure) und immunologische Parameter (Interleukin-6 im Plasma), die Stimmung und die Schlafarchitektur einschließlich einer Spektralanalyse und der Erfassung von PLMD und Schlaf-bezogenen Atmungsstörungen unter Baseline-Bedingungen (vor Entzug), 1-3 Tage und drei Monate nach dem Absetzen von Nikotin untersucht werden (Teilprojekt 1 = TP 1), 2. bei 20 Nikotin-naiven Gesunden in Göttingen und Freiburg (10 Probanden pro Zentrum) ein Nikotin-Challenge-Test durchgeführt werden, bei dem die Probanden über drei Tage Nikotin bzw. Placebo mittels Pflaster (5mg/Tag) appliziert bekommen und ebenfalls die Effekte auf neuroendokrine Parameter und den Schlaf unter der Nikotin-Gabe und unter akutem Absetzen untersucht werden, um zu prüfen, inwieweit die gefundenen Veränderungen bei Nikotin-abhängigen Patienten mit Reaktionen bei Gesunden vergleichbar sind (Teilprojekt 2 = TP 2) und 3. allen Patienten (n = 3000), die am multizentrischen Entwöhnungsprogramm teilnehmen, angeboten werden, Ihren Schlaf und die Wirkung der Nikotin-Entwöhnung darauf mittels standardisierter Fragebögen vor und nach Entwöhnung zu erfassen, um die unter 1. erhobenen Daten auf ein großes Kollektiv extrapolieren zu können. Die Studie verspricht nicht nur ein wesentlich verbessertes Verständnis für die den Effekten des Rauchens, des akuten Entzugs und der Langzeit-Entwöhnung zugrunde liegenden Mechanismen, sondern auch die mögliche Identifikation von Faktoren, die einen Rückfall begünstigen und ggf. gut therapiert werden können.

Ansprechpartner: Riemann D
Tel: 07612706919
Email: dieter.riemann@uniklinik-freiburg.de
Projektlaufzeit:
Projektbeginn: 2007
Projektende: 2010
Projektleitung:
Riemann D
Stellvertretung: Jaehne A
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Zentrum für Psychische Erkrankungen (Department)
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Hauptstrasse 5
79104 Freiburg

Telefon: +49 / 761 / 270-6501 / -6502
Fax: +49 / 761 / 270-6619
http://www.uniklinik-freiburg.de/psych/live/
Kooperationspartner
PD Dr. Andrea Rodenbeck, Psychiatrische Klinik der Charite Berlin
Finanzierung:

  • Sachbeihilfe (RI 565/9-1), DFG

Schlagworte:

    Nikotin, Schlaf, Neuroendokrinologie

Aktueller Forschungsbericht