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Forschungsbericht]

Vom Beispielstudium zum Problemlösen: Ausblenden von ausgearbeiteten Lösungsschritten (DFG)

Projektbeschreibung:
Empirische Studien zeigen, dass es für den anfänglichen Erwerb kognitiver Fertigkeiten günstig ist, mit Hilfe von Lösungsbeispielen zu lernen. Da jedoch das längerfristige Lernziel in der Regel darin besteht, den Lernenden Fähigkeiten zum selbständigen Problemlösen zu vermitteln, ist es günstig, Lernen aus Lösungsbeispielen mit Lernen durch Problemlösen zu kombinieren. Gängige Methoden der Kombination sind alllerdings statisch und unterstützen deshalb nicht den Übergang vom Beispielstudium in frühen Phasen des Fertigkeitserwerbs zum Problemlösen in späteren Phasen. Vor diesem Hintergrund schlagen wir eine sukzessive Integration von Problemlöseelementen in das Studium von Beispielen vor, bis die Lernenden die Probleme schließlich vollständig selbst lösen. Nach einer anfänglichen Präsentation von vollständigen Lösungsbeispielen werden den Lernenden also unvollständige Beispiele vorgegeben, bei denen sie nach und nach einzelne Lösungsschritte selbst bearbeiten können. Die Anzahl der zu lösenden Schritte wird dabei stetig erhöht, bis die Lernenden zum Schluss die Probleme selbständig lösen. Die Effektivität eines solchen allmählichen Ausblendens von ausgearbeiteten Lösungsschritten gegenüber der üblichen Methode, Paare von Beispielen und Problemlöseaufgaben einzusetzen, konnte bereits in einer Feldstudie und in mehreren Laborexperimenten nachgewiesen werden. In Bezug auf die konkrete Umsetzung einer solchen Fading-Prozedur stellte sich die Frage, von welcher "Seite" her mit dem Ausblenden begonnen werden sollte - welcher Schritt sollte am Anfang vom Lernenden selbst zu bearbeiten sein: der erste Schritt der Lösung oder der letzte Schritt? Es zeigte sich, dass es günstiger ist, die Beispiele vom Ende der Lösung her auszublenden ("backward fading"). Innerhalb dieses Projekts wurden zwei Experimente zu den Lernprozessen und -mechanismen beim Ausblenden von Lösungsschritten durchgeführt. Ziel des ersten Experiments war es zu klären, inwieweit tatsächlich die Position des zuerst ausgeblendeten Lösungsschrittes entscheidend ist, oder ob es nicht vielmehr auf den "Inhalt" des Schrittes ankommt, der zuerst von den Lernenden selbst zu bearbeiten ist. Die Ergebnisse zeigten, dass für das, was gelernt wird, die Reihenfolge der ausgeblendeten Schritte nicht entscheidend ist, sondern es wurde insbesondere die Anwendung derjenigen Prinzipien erlernt, die in den Beispielen ausgeblendet worden waren. Dies deutete darauf hin, dass Selbsterklärungen den Ausblendeffekt mediieren. Diese Annahme wurde in einem zweiten Experiment untersucht. Der angenommene Mediationseffekt vom Ausblenden über die Selbsterklärungen zum Lernerfolg konnte allerdings nicht nachgewiesen werden. Es ergaben sich Hinweise auf ein komplexeres Wirkungsgeflecht, bei dem Fehler in der Lernphase und oberflächliche Beispielverarbeitung mit zu berücksichtigen sind.

Weitere Informationen: http://www.psychologie.uni-freiburg.de/einrichtungen/Paedagogische/cornelia/fading.html
Ansprechpartner: Große, Cornelia
Tel: 0761-203-3004
Email: grosse@psychologie.uni-freiburg.de
Projektlaufzeit:
Projektbeginn: 01.11.2001
Projektende: 31.10.2002
Projektleitung:
Prof. Dr. Alexander Renkl, Dipl.-Psych. Cornelia Große

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Kooperationspartner
Dr. Robert K. Atkinson, Arizona State University
Finanzierung:

  • DFG, DFG

Schlagworte:

    example-based learning, problem solving, learning processes

Projektbezogene Publikationen:

  • Renkl A, Gruber H, Weber S, Lerche T, Schweizer K: Cognitive Load beim Lernen aus Lösungsbeispielen Z Padagog Psychol, 2003; 17 (2003): 93-101.

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