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Forschungsbericht]

Psychologische Aspekte prädiktiver Brustkrebsdiagnostik

Projektbeschreibung:
Die prädiktive Brustkrebs-Diagnostik zieht seit der Isolierung der beiden Gene BRCA1 und BRCA2 (BReast CAncer Gen 1 und 2) viel Aufmerksamkeit auf sich. In USA berichten die Medien häufig und mit sehr divergierenden Informationen über dieses Thema. Viele Frauen sind unsicher, wie hoch ihr persönliches Risiko für Brustkrebs einzuschätzen. Dies trifft auch für Frauen zu, die keine Verwandten mit Brustkrebs in ihrer Familie haben. Viele Frauen sind daran interessiert, den Test durchführen zu lassen und hoffen durch die Ergebnisse Sicherheit und Beruhigung zu finden. Für Sozialwissenschaftler stellt der Test ein neues technologisches Phänomen dar, dessen psychosoziale Auswirkungen und medizinische Bedeutsamkeit weiter untersucht werden sollten. Die Studie wurde in USA durchgeführt, da der Test in Deutschland bisher nur zu Forschungszwecken angeboten wird. Für die vorliegende Studie wurden Frauen über eine Krankenversicherung im US Bundesstaat Washington rekrutiert. Eine zufällig ausgewählte Stichprobe erhielt einen Informationsbrief mit einer Kurzbeschreibung der Studie. Der Brief enthielt weiterhin eine Telefonnummer, unter der diejenigen Frauen anrufen konnten, die nicht an einer Teilnahme an der Studie interessiert waren. Mit den übrigen Frauen wurde ein Telefoninterview durchgeführt, das die Teilnahmekriterien sowie einige Ergebnisvariablen erfragte. Teilnahmeberechtigte Frauen erhielten einen Fragebogen per Post, den sie ausfüllen und in einem frankierten Rückumschlag zurücksenden sollten. Wir versandten 4690 Informationsbriefe, führten 2081 Telefoninterviews durch und erhielten 351 ausgefüllte Fragebögen. Das Interesse am Gentest für Brustkrebs hatte den stärksten Einfluss auf die Teilnahmebereitschaft. Die Anzahl der Verwandten mit Krebs, Sorge über Krebs und das wahrgenommene Risiko eine genetisch Mutation in sich zu tragen, spielten ebenfalls eine Rolle bei der Entscheidung, an der Studie teilzunehmen. Ein Großteil der Frauen gab an, dass sie selbst die Entscheidung fällen wollen, ob sie sich einer genetischen Testung, bei der Risiken und Vorzüge unklar sind, unterziehen. Frauen, die diese Entscheidung eher ihren ÄrztInnen überlassen wollten, hatten eine niedrigere Schulbildung, weniger Wissen über den Test und gaben an, ihre Gesundheit eher unter externer Kontrolle zu sehen. Das Vertrauen in ÄrztInnen hatte einen Mediatoreffekt auf die Beziehung zwischen der Einstellung, die Gesundheit stehe unter externer Kontrolle und der Präferenz, die Entscheidung über eine Testung ÄrztInnen zu überlassen. Die Anwendung der Theorie der Schutzmotivation auf das Thema der prädiktiven Brustkrebs-Diagnostik zeigte, dass das vollständige Modell nicht durch die empirischen Daten bestätigt werden konnte. Nach einigen Veränderungen des Modells entstand eine gute Modellpassung. Frauen, die mehr potentielle Nachteile darin sahen, wenn sie sich nicht testen lassen und Frauen mit erhöhten Brustkrebssorgen, die wiederum durch individuelle Risikowahrnehmung beeinflusst waren, zeigten höhere Motivation, den Test wahrzunehmen. Frauen, die mehr potentielle Vorteile darin sahen, sich nicht testen zu lassen, zeigten eine geringere Motivation. Europäische und andere Länder, in denen der Test noch nicht öffentlich angeboten wird, können von der Forschung in den USA lernen und dadurch eventuell einige der Komplikationen, die mit dem Test verbunden sind, vermeiden. Die Vorzüge, Risiken und Einschränkungen des Tests, die Berichterstattung durch die Medien, Richtlinien für Auswertungslabore, Fragen des Versicherungsschutzes für Genträger, Beratungskonzepte und der Informationsfluss innerhalb von Familien nach einer Testung sind wichtige Aspekte, die bei der Diskussion über die Durchführung des Testes im Auge behalten werden sollten.

Ansprechpartner: Helmes, Almut
Tel: +49-0761-203 9171
Email: helmes@psychologie.uni-freiburg.de
Projektlaufzeit:
Projektbeginn: 01.07.1997
Projektende: 01.04.2001
Projektleitung:
Helmes, Almut

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Institut für Psychologie
Abteilung für Rehabilitationspsychologie und Psychotherapie
Engelbergerstraße 41
79106 Freiburg i. Br.

Telefon: +49-761-203-3046
Fax: +49-761-203-3040
Email: sekr.reha@psychologie.uni-freiburg.de
http://www.psychologie.uni-freiburg.de
Schlagworte:

    KW: Humangenetik, Brustkrebs, Genetische Beratung, Genetisch

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