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Forschungsbericht]

Beratung und Hilfe für Menschen mit außergewöhnlichen Erfahrung

Projektbeschreibung:
Das Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (IGPP) in Freiburg erhält im Jahr rund 400 Anfragen von Menschen aus ganz Deutschland, die über außergewöhnliche Erfahrungen berichten, und Rat und Hilfe zur Erklärung und Verarbeitung dieser Erfahrungen suchen. Der Begriff "Außergewöhnliche Erfahrungen" versteht sich als Sammelbegriff für Ereignisse, die je nach Kontext als psychisch, transzendental, übernatürlich, magisch etc. beschrieben werden. Der Begriff beinhaltet Erfahrungen wie Spuk, Gefühle magisch beeinflusst zu werden, Telepathie, Erscheinungen, Präkognition oder Phänomene, die im Zusammenhang mit Okkultismus, Spiritismus oder alternativ-esoterischen Praktiken entstehen. Um einerseits die bestehende Begriffskonfusion nicht zu vergrößern und andererseits eine Verquickung dieser Erfahrungen mit Aspekten psychischer Gestörtheit zu vermeiden, werden diese Erfahrungen von uns als "außergewöhnliche Erfahrungen" bezeichnet. Diese Begrifflichkeit berücksichtigt die besondere Erlebnisqualität, die für die betroffenen Menschen mit diesen Erlebnissen einhergeht, ohne vorzeitig zu werten, zu diagnostizieren oder einen oft nicht gerechtfertigten Ettikettierungsprozess einzuleiten. Um den Beratungsbedarf mit einem professionellen Beratungsangebot zu decken wurde im April 1996 in Zusammenarbeit mit der Ambulanz des Psychologischen Instituts der Universität Freiburg und mit finanzieller Unterstützung durch das IGPP das Forschungsprojekt "Beratung und Hilfe für Menschen mit außergewöhnlichen Erfahrungen" ins Leben gerufen. Seit Oktober 1998 wurde ein Fortsetzungsprojekt bis September 2001 bewilligt. Neben der fortlaufenden Beratung von Menschen, die über außergewöhnliche Erfahrungen berichten, können die Hauptziele des Projekts folgendermaßen zusammengefasst werden: 1. Entwicklung eines Beratungs- und Therapiekonzeptes für Menschen mit AgE, 2. Begleitende Evaluation des Beratungskonzeptes, 3. Beschreibung, Klassifikation und diagnostische Einordnung außergewöhnlicher Erfahrungen, 4. Entwicklung eines Qualitätssicherungskonzeptes und Qualitätsmanagement für die Versorgung von Menschen mit AgE. Ein spezifisches Dokumentationssystem wurde von der Forschungsgruppe entwickelt, um die beratungs-relevanten Daten zu sammeln. Dies sind soziodemographische Daten, biopsychosoziale Belastungsfaktoren, Lebensereignisse, Art und Häufigkeit der AgE und ihre Auslösebedingungen sowie die subjektiven Theorien der Klienten über die Entwicklung und Ursachen der AgE. Diese Daten dienen zusammen mit den Transkripten aus den Erstgesprächen (39% sind Einmalberatungen, durchschnittliche Zahl der Beratungskontakte = 3) als Hauptinformationsquelle. Seit Beginn des Projekts im April 1996 bis Ende 1999 nahmen N=432 Menschen das spezifische Beratungs- und Therapieangebot in Anspruch. 43% der Ratsuchenden berichten über Psychotherapie- und/oder Psychiatrieerfahrung. Aufgrund eines globalen klinischen Urteils der Berater und Beraterinnen werden 48% der Ratsuchenden als psychisch auffällig eingestuft. Der Prozentsatz von Personen, die als psychisch belastet eingestuft werden, variiert dabei mit der Art der berichteten AgE. Insbesondere die Klienten, die über Beeinflussungsgefühle berichten, werden als psychisch auffällig eingestuft. Weniger auffällig scheinen Menschen zu sein, die AgE wie Präkognition, ungewöhnliche Träume, Hellsehen, Telepathie und veränderte Bewußtseinszustände berichten. Beratungsanfragen erreichen die Arbeitsgruppe aus ganz Deutschland. Aufgrund der dadurch teilweise großen räumlichen Distanzen kommen viele Anfragen übers Telefon (51%) oder per Brief (26%) und E-mail (9%). 14% kommen persönlich zum Beratungsgespräch in die Ambulanz. Der aktuelle Beratungsansatz basiert auf der Integration von klinischem und parapsychologischem Wissen. Seit April 2000 wird im Rahmen einer Nachbefragung ein speziell entwickelter Fragebogen an alle Klienten und Klientinnen verschickt, die seit dem Projektstart beraten wurden. Auf der Basis dieser Daten wird die aktuelle Beratungsarbeit und das Beratungsmodell weiter entwickelt.

Ansprechpartner: Belz-Merk, Martina
Tel: +49-0761-203-3048
Email: belz@psychologie.uni-freiburg.de
Projektlaufzeit:
Projektbeginn: 01.04.1996
Projektende: 01.10.2001
Projektleitung:
Belz-Merk, Martina

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Institut für Psychologie
Abteilung für Rehabilitationspsychologie und Psychotherapie
Engelbergerstraße 41
79106 Freiburg i. Br.

Telefon: +49-761-203-3046
Fax: +49-761-203-3040
Email: sekr.reha@psychologie.uni-freiburg.de
http://www.psychologie.uni-freiburg.de
Finanzierung:

  • Institut für Grenzgebiete der Psychologie (IGPP), Sonstiges

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