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Forschungsbericht]

Muße in Krankheitszeiten – Freiraum und Neuorientierung angesichts von Verzicht und Verlust

Projektbeschreibung:
Hintergrund Patienten mit chronischen Erkrankungen sehen sich häufig mit einer deutlichen Veränderung in früheren gesellschaftlichen, beruflichen wie privaten Rollen konfrontiert. Es entstehen unfreiwillig bzw. erzwungen Freiräume, die von den Betroffenen neu gestaltet werden müssen, aber auch die Möglichkeit zur Neuorientierung bieten. Das Projekt untersucht die Bedeutung dieser Freiräume für die Bestimmung von Muße und die Konzeptualisierung von Krankheitsbewältigung. Fragestellungen Muße ist durch den Sonderforschungsbereich 1015 „Muße. Konzepte, Räume, Figuren“ bestimmt durch die individuelle und gesellschaftliche Erwartung einer besonders wertvollen Ausfüllung der Zeit. Zentral ist die Frage, ob sich krankheitsbedingte und unfreiwillige Leerräume in Freiräume der Muße umwandeln lassen. Analysiert werden sollen die Auseinandersetzungen mit Muße- oder Nicht-Mußeräumen und die dabei auftretenden Ambivalenzen und Kontroversen im Kontext von belastenden Erkrankungen. Forschung zu Krankheitsbewältigung ist überwiegend defizit- und belastungsorientiert. Mit der Frage nach Freiräumen und Neuorientierung in Krankheitszeiten sollen inhaltlich und methodisch Impulse für die Bewältigungsforschung gegeben werden, die u.a. an Konzepte wie Resilienz und posttraumatische Reifung anknüpfen. Methode Für eine Sekundäranalyse steht ein Datenkorpus von qualitativen Interviews (N=300) mit Betroffenen unterschiedlicher chronischer Erkrankungen zur Verfügung. Die Daten stammen aus dem Projekt Krankheitserfahrungen.de (DIPEx Germany) und werden mit Grounded Theory, Konversationsanalyse und Narrationsanalyse ausgewertet. Das methodische Vorgehen erlaubt die Untersuchung individueller und komplexer Prozesse und begünstigt die Entdeckung bisher unbekannter Aspekte der Krankheitsverarbeitung und –bewältigung. Ausblick Erwartet wird eine Ergänzung des Konzepts der Muße um in der Erlebnisperspektive begründete Bestimmungen und die Entdeckung von Phänomenen, die im Grenz- oder Übergangsbereich zu Muße liegen sowie ein Beitrag zu Konzepten der Krankheitsbewältigung.

Ansprechpartner: M.Sc. Lisa Müller
Projektlaufzeit:
Projektbeginn: 01.03.2017
Projektende: 31.12.2020
Projektleitung:
Prof. Dr. Dr. Jürgen Bengel, Prof. Dr. Gabriele Lucius-Hoene

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

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