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Forschungsbericht]

Beurteilung der Naturnähe der Bestockung von Wäldern in Deutschland vor dem Hintergrund von Klimaveränderung und zunehmender Biomassenutzung.

Projektbeschreibung:
Natürlichen und naturnahen Waldgesellschaften wird in der Waldstrategie 2020 (BMELV) und in der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt (BMU) eine wichtige Rolle zur Anpassung der Wälder an den Klimawandel und zur Förderung der biologischen Vielfalt zugeschrieben. Weil es in Deutschland allerdings keine natürlichen Wälder mehr gibt, beschreibt zum Beispiel die Naturnähe nach Jalas (1955) und Tüxen (1956) als Ersatzreferenz für natürliche Wälder die Abweichung des aktuellen Zustandes eines Ökosystems von einem konstruierten Naturzustand mit Hilfe der potentiellen natürlichen Vegetation (pnV). Derartige pnV Karten und ihre Erläuterungsbände dienen wiederum als Referenz für Planungen und Maßnahmen in Natur und Landschaft und als Referenz für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, bei denen die Pflanzung einer „natürlichen Baumartenzusammensetzung im Sinne der pnV“ gefordert wird. Auch die Forstverwaltungen vieler Bundesländer orientieren sich im Rahmen der naturnahen Waldwirtschaft an einer „wie auch immer gearteten natürlichen Referenz“, beispielsweise in Baden-Württemberg (KOHNLE & KLÄDTKE 2011) und Bayern (KLINS 2003). Das Kriterium der Naturnähe besitzt damit eine zentrale umwelt- und naturschutzpolitische Bedeutung. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Biomassenutzung in Wäldern als Teil der „Energiewende“ steigt die Dringlichkeit, aussagekräftige Kriterien und Konzepte zur Beurteilung der Auswirkungen von Bewirtschaftungseingriffen im Vergleich zum natürlichen Referenzzustand des Waldes zu entwickeln, zusätzlich. Die Herleitung dieser „wie auch immer gearteten natürlichen Referenz“ ist jedoch nicht standardisiert und das Ausmaß des Einflusses der Heterogenität der verwendeten Methoden und Annahmen ist vollkommen unbekannt. Folglich ist ein Vergleich der mit verschiedenen Methoden bestimmten Naturnähen sowie die damit einhergehende Bedeutung und Repräsentanz nahezu unmöglich. Aus diesem Grund ist die Analyse der Vorgehensweisen zur Ableitung der Naturnähe von erheblicher umweltpolitischer Bedeutung und landschaftsprägender Praxisrelevanz. In diesem Projekt geht es deshalb besonders darum, den Effekt verschiedener Vorgehensweisen zur Ableitung der Naturnähe auf ihre letztendliche Beurteilung zu quantifizieren. Das Projekt arbeitet dazu mit der pnV von Deutschland (Bohn et al. 2003, Suck und Bushart 2011). Grundlage für die angestrebte Modellierung dieser Arbeit sind die Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur (BWI) und dabei speziell die Baumartenzusammensetzung der Bestockung. Diese BWI Daten sollen mit Hilfe von Optimumkurven mit der Artenzusammensatzung der pnV auf verschiedenen Hierarchieebenen unterschiedlicher Detailliertheit und unterschiedlicher Aussagekraft für die Beurteilung der Naturnähe abgeglichen werden. Zusätzlich soll der Effekt der Einführung eines frühsukzessiven Stadiums mit Pionierbaumarten, des klimabedingten Baumartenwechsels, der Betrachtung neuheimischer Baumarten sowie der Anzahl der gewählten Naturnähestufen quantifiziert und diskutiert werden. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen es ermöglichen, zukünftige Beurteilungen der Naturnähe hinsichtlich ihrer Aussagekraft und Repräsentanz besser einschätzen und vergleichen zu können.

Ansprechpartner: Dr. Hendrik Stark
Tel: 0761/203-3672
Email: Hendrik.Stark@waldbau.uni-freiburg.de
Projektlaufzeit:
Projektbeginn: 01.06.2015
Projektende: 30.12.2017
Projektleitung:
Prof. Dr. Dr. h. c. Albert Reif, Dr. Stefanie Gärtner

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg


Mitarbeiter:
  • Dr. Hendrik Stark
Kooperationspartner
FVA Baden-Württemberg (Dr. Gerald Kändler / Jürgen Kayser), Institut für Vegetationskunde und Landschaftsökologie (Dr. Reiner Suck)
Finanzierung:

  • Bundesamt für Naturschutz, Bund

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