[Zurück zum
Forschungsbericht]

Aufbau und Analyse von Jahrringchronologien zur Rekonstruktion prähistorischer Umweltbedingungen in Mittel- und Westeuropa

Projektbeschreibung:
Jahrringe rezenter Bäume, historischer Bauhölzer, subfossiler Bäume und von Hölzern aus archäologischem Kontext bilden eine der wichtigsten Grundlagen der Paläowissenschaften. Kein anderes Umweltarchiv mit einer jährlichen Auflösung erstreckt sich über das gesamte Holozän. Die Signaturen von Jahrringbreiten, stabilen Isotopen und Radioisotopen können für Klima- und Umweltrekonstruktionen genutzt werden. Sie dienen aber auch zur präzisen Datierung von Holzfunden und weiteren wichtigen Proxyarchiven wie Eisbohrkernen und Späleothemen. Resultierende Klimarekonstruktionen und jahrgenaue dendrochronologische Datierungen ermöglichen es Archäologen und Historikern, die Lebensbedingungen des Menschen in der Vergangenheit besser einzuschätzen und Umwelteinflüsse auf Wirtschaft und Gesellschaft zu hinterfragen. Die moderne Klimaentwicklung lässt sich so retrospektiv in ihrem holozänen Kontext betrachten. Dem lückenlosen Ausbau von Jahrringchronologien über das Holozän bis in das Spätglazial kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu. Die Bedingungen dafür sind in Europa ideal. Weltweit ist die „Süddeutsche Jahrringchronologie“ der Universität Hohenheim mit 12.460 Jahren (Becker et al. 1982, Friedrich et al. 2004) einmalig, obwohl die Daten nie vollständig veröffentlicht wurden. Als Ergebnis unseres vorangegangenen Projekts der Deutschen Forschungsgemeinschaft (SP 437/16-1), verbunden mit rund 20 Jahren systematischer Beprobung archäologischer und subfossiler Holzfunde, können wir nun für Nordostfrankreich eine fast lückenlose holozäne Eichenchronologie präsentieren. Ziel des hier beantragten Forschungsvorhabens ist es, die Belegung dieser Chronologie zu verbessern, Lücken zu schließen und sie als Grundlage für hydroklimatische Rekonstruktionen zu nutzen. Über Kalibrationen und Verifikationen mit modernen Eichen auf der Grundlage instrumenteller Klimadaten wird eine Rekonstruktion der Niederschlagsschwankungen über einen Zeitraum der vergangenen 6.000 Jahre angestrebt. Diese Ergebnisse werden mit anderen, geringer aufgelösten natürlichen Proxyreihen (Isotope, Elemente) verglichen um prähistorische Klimabedingungen mit größerer Verlässlichkeit darzustellen, und diese in einem weiteren Schritt in einen humanökologischen Kontext zu stellen. Der Schwerpunkt dieser Studien liegt bei Untersuchungen zum Einfluss von Klimavariabilität auf die prähistorische Siedlungsentwicklung und -dynamik. Durch die innovative interdisziplinäre Verknüpfung von natur- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen mit einer in Bezug auf Umfang und Qualität einzigartigen Datengrundlage sind neue Erkenntnisse für die Paläowissenschaften mit Relevanz zur aktuellen Klimadebatte zu erwarten. Darüber hinaus wird ein einzigartiger Datenpool generiert und durch Veröffentlichung frei zugänglich gemacht werden.

Ansprechpartner: Dr. Willy Tegel
Tel: +49 761 203-8591
Email: Tegel@dendro.de
Projektlaufzeit:
Projektbeginn: 01.02.2015
Projektende: (unbegrenzt)
Projektleitung:
Dr.Willy Tegel, Dr.Hans-Peter Kahle, Prof. Dr. Dr. h.c. Heinrich Spiecker

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg


Mitarbeiter:
  • Mag. phil. Bernhard Muigg M.A.
Kooperationspartner
• Dr. Lukas Wacker, Laboratory for Ion Beam Physics ETH CH-Zurich • PD Dr. Ulf Büntgen, Daniel Nievergelt, Dr. Kerstin Treydte, Swiss Federal Institute for Forest, Snow and Landscape Research, WSL CH-Birmensdorf • Dr. Bernd Kromer, Klaus Tschira Laboratory for Achaeometry, KTA D-Mannheim • Dr. Gerd Helle, GFZ German Reserach Centre for GeoSciences, Section 5.2 Climate Dynamics and Landscape Evolution, GFZ D-Potsdam • Dr. Antoine Kremer, Dr. Stefanie Wagner, French National Institute for Agricultural Research - Biodiversity, Genes and Communities Genetic group, INRA F-Bordeaux • Jan Vanmoerkerke, Service Régional de l'Archéologie de Champagne-Ardenne DRAC/S.R.A., F-Châlons-en-Champagne. • Dr. Helmut Schlichtherle, Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg LAD Hemmenhofen • Dr. Hansjörg Brem, Amt für Archäologie des Kanton Thurgau, CH-Frauenfeld • Dr. Niels Bleicher, Amt für Städtebau Zürich, Abteilung Dendrochronologie, CH-Zürich
Finanzierung:

  • DFG, DFG

Schlagworte:

    Dendrochronology, Dendroarchaeology

Aktueller Forschungsbericht