[Zurück zum
Forschungsbericht]

Eine prospektive, randomisierte, multizentrische Studie zum Einsatz von CellCept© (Mycophenolat Mofetil) nach Hochrisikokeratoplastik

Projektbeschreibung:
Die Mehrzahl perforierender Hornhauttransplantate hat wegen des immunologischen Privilegs von Hornhaut und vorderer Augenkammer auch ohne systemische Immunprophylaxe eine gute Prognose. Ist das immunologische Privileg beeinträchtigt, beispielsweise bei starker Vaskularisation der Wirtshornhaut oder bei wiederholten Transplantationen, so drohen in hohem Prozentsatz Abstoßungsreaktionen, die zur Eintrübung des Hornhauttransplantats führen können. Da lokale Glukokortikosteroide in effektiver Dosierung mittelfristig sehr häufig nicht toleriert werden, hat sich in solchen Situationen in der Vergangenheit die Gabe von systemischem Cyclosporin A (CsA) über sechs bis zwölf Monate postoperativ bewährt. Bei zehn Prozent der Patienten muß dieses Immunsuppressivum aber wegen Nebenwirkungen wie Nieren- Lebertoxizität oder Blutdruckanstieg vorzeitig abgesetzt werden. Diese Patienten waren in der Vergangenheit dann ohne weitere Immunprophylaxe. Systemisches Mycophenolatmofetil (MMF) wirkt über eine Inhibition der Purin-de-novo-Synthese in den Lymphozyten. In vielen immunsuppressiven Therapieschemata nach Transplantation parenchymatöser Organe ist es effektives und sicheres Standardmedikament. Bereits vor zwei Jahren konnten Effektivität und Sicherheit einer MMF-Monoprophylaxe im Keratoplastik-Modell an der Ratte demonstriert werden (Brit. J. Ophthalmol. 1998; 82:700-703). In einer klinischen monozentrischen Pilotstudie erwies sich die MMF-Monoprophylaxe als ähnlich effektiv wie die CsA-Monoprophylaxe bei von den meisten Patienten als "tolerierbar" eingestuften Nebenwirkungen (Brit. J. Ophthalmol. 1999; 83:1268-1271). Von Skeptikern einer systemischen Immunprophylaxe nach perforierender Hochrisiko-Hornhauttransplantation wurde allerdings kritisiert, daß in dieser Pilotstudie keine unbehandelte Kontrollgruppe mitgeführt wurde. Ziel der Studie: Jetzt soll in einer multizentrischen Studie die Effektivität von MMF im Vergleich zu einer unbehandelten Kontrollgruppe nachgewiesen werden. Studiendesign: Zweimal 70 Patienten nach perforierender Keratoplastik sollen im Rahmen der Studie in insgesamt 14 Universitätskliniken der Bundesrepublik Deutschland behandelt werden. Nach Aufklärung, schriftlichem Einverständnis und Randomisierung sollen 70 Patienten 2x1 Gramm MMF täglich vom Operationstag an zusätzlich zur niedrigdosierten Lokaltherapie mit Glukokortikosteroiden erhalten. Die MMF-Prophylaxe wird über sechs Monate gegeben und danach in zwei Wochen ausgeschlichen. Einschlußkriterien: Eingeschlossen in die Studie werden Patienten mit erhöhtem Risiko für Abstoßungsreaktionen nach perforierender Keratoplastik. Als Indikatoren eines erhöhten Risikos für Abstoßungsreaktionen werden eine tiefe Wirtshornhautvaskularisation in mehr als zwei Quadranten, eine limbusnahe Transplantatposition, ein Steroid-Response-Glaukom mit der Unmöglichkeit einer postoperativen lokalen Steroid-Gabe oder Re-Keratoplastiken definiert. Ausschlußkriterien: Ausgeschlossen von der Studie werden Patienten mit kornealen Epithelheilungsstörungen, beispielsweise bei Limbusstammzellinsuffizienz, Patienten mit einer kornealen Herpes-Anamnese des zur Keratoplastik anstehenden Auges, Patienten unter 18 Jahren, schwangere Patienten oder Patienten mit schweren systemischen Erkrankungen beispielsweise von Niere oder Leber. Statistische Kalkulation und Auswertung: Der Bemessung der Patientenzahl liegt die in vorhergehenden Studien insbesondere mit CsA gemachte Erfahrung einer wenigstens 20prozentigen Absenkung der Wahrscheinlichkeit eines irreversiblen Transplantatversagens bei Verwendung eines systemischen Immunsuppressivums zugrunde. Zielparameter sind das klare Transplantatüberleben, die Inzidenz von Immunreaktionen, die Art durchgemachter Immunreaktionen sowie insbesondere die Nebenwirkungen.

Ansprechpartner: Dr. med. Daniel Böhringer
Tel: 4006
Email: boehringer@aug.ukl.uni-freiburg.de
Projektlaufzeit:
Projektbeginn: 1999
Projektende: 2008
Projektleitung:
Prof. Dr. med. Thomas Reinhard
Stellvertretung: Dr. med. Florian Brinbaum
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Augenklinik
Abteilung Allgemeine Augenheilkunde mit Poliklinik
Killianstrasse 5
79106 Freiburg

Telefon: +49 (761) 270-40060
Fax: +49 (761) 270-40630
Email: augenklinik.direktion@uniklinik-freiburg.de
http://www.uniklinik-freiburg.de/augenklinik.html
Finanzierung:

  • Industriesponsoring, Sonstiges

Schlagworte:

    Hornhaut, Transplantation

Aktueller Forschungsbericht