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Forschungsbericht]

SFB 948 Helden, Heroisierungen, Heroismen: Teilprojekt S4 "Ästhetiken der Affizierung"

Projektbeschreibung:
Das Ziel des SFB 948 »Helden – Heroisierungen – Heroismen« ist die Untersuchung des Heroischen von der Antike bis zur Gegenwart in einer transdisziplinären, kulturhistorisch-sozialen Perspektive. Sein Interesse gilt der Frage, warum und wie Gemeinschaften so persistent Heldinnen und Helden zum gestalthaften Fokus ihrer Selbstverständigung machen und in welchem Spannungsverhältnis die Exzeptionalität der Figuren zum Normengefüge jener sozialen Ordnungen steht, die durch sie vermittelt, stabilisiert, aber auch infrage gestellt werden. Auf der Grundlage der bisherigen Ergebnisse soll die dritte Förderphase des SFB (2020-2024) systematisch als Abschlussphase gestaltet werden. Sie zielt deshalb (1) organisatorisch auf eine in den Teilprojekten vertiefte Interdisziplinarität und (2) auf inhaltliche Synthesen der bisherigen Studien. Diese werden (3) in solchen Feldern vertieft, für die der Blick auf das Heroische als Analysekategorie kultur- und sozialgeschichtlicher Forschung aufschließenden Charakter besitzt. Aus ihnen leiten sich die vier interdisziplinär angelegten Teilprojekten der Abschlussphase ab: »Umbrüche« (S1), »Personalisierung« (S2), »Maskulinität(en)« (S3) und »Ästhetiken« (S4). Mit dieser Orientierung auf das Erklärungspotenzial des Heroischen wird gezielt ein Anschluss an andere Forschungen in den Sozial- und Geisteswissenschaften erreicht, der zudem durch Kooperationen mit Verbundvorhaben vertieft wird, die zu den Themen der Teilprojekten eine besondere Affinität besitzen. Das Teilprojekt S4 (Ästhetiken der Affizierung) geht aus bisherigen Untersuchungen des SFB zu Artikulationsformen, Attraktionskraft und Medialitäten des Heroischen sowie aus TP hervor, die sich in vertiefter Weise Ästhetiken des Heroischen und ihren Wirkungen gewidmet haben. Es fußt auf der im SFB gewonnenen Einsicht, dass sich in heroischen Figuren kollektive Zuschreibungen wie Werte, Sehnsüchte oder allgemeiner die prägenden Erfahrungs- und Problemlagen einer Gesellschaft bündeln. Als »gestalthafter Fokus« wirken heroische Figuren affizierend und polarisierend, stellen bisherige Grenzziehungen infrage und bilden somit den Anlass zu gesellschaftlicher Selbstverständigung und Konfliktverhandlung – Prozesse, für die Heroisierungen gleichzeitig auch Indizien sein können. Konstitutiv sind dafür, so eine Ausgangsthese des SFB, die medialen Vermittlungsweisen des Heroischen, die mit ästhetischen Formen verbunden sind. Bestimmte Darstellungsformen, etwa die Gattung des Epos, stehen dem Heroischen in besonderer Weise nahe. Glanz, Größe und Vereinzelung oder auch bestimmte visuelle und klangliche Effekte intensivieren seine affizierende Wirkung ebenso wie Bezüge auf ästhetische Präfigurate. Das TP greift zudem die Beobachtung auf, dass gegenwärtig in den Feldern des Sozialen, Politischen und Ökonomischen Ästhetisierungen und damit verbundene Affektwirkungen an Bedeutung gewinnen und diese oft Heroisierungen oder dem Heroischen affine Ästhetiken einschließen. Ziel des TP ist es, die bisherigen Forschungen des SFB zu ästhetischen Darstellungsformen des Heroischen, ihren Wirkungen und sozialen Figurationen zu Synthesen zu führen und auf Affektdynamiken hin zu perspektivieren. In vertiefender Forschung soll geprüft werden, in welcher Weise in historisch-sozialen Konstellationen zwischen der Antike und der Gegenwart Heldenfiguren ästhetisch-affizierend Aufmerksamkeiten erzeugen und lenken. Gefragt wird dabei zum einen nach dem Wirkungspotenzial des Heroischen, das bspw. in bestimmten Stilformen, Genres oder »Pathosformeln« zum Ausdruck kommt, und zum anderen nach deren Anteil an der Aushandlung des Sozialen vor allem in Umbruchssituationen. Insofern versteht das TP das Heroische als eine Analysekategorie, die grundlegende Fragen nach den Zusammenhängen zwischen Ästhetik, Affekt und sozialer Dynamik zu beantworten hilft. Das TP verbindet Zugänge der Bild-, Literatur- und Kulturwissenschaft (Anglistik, Romanistik, Klassische Philologie, Klassische Archäologie) und der Kultursoziologie. Durch eine*n Postdoktorand*in wird die Kunstgeschichte integriert und damit die bildwissenschaftliche Kompetenz gestärkt; durch eine musikwissenschaftliche Dissertation wird der mediale Rahmen erweitert und ein Akzent auf die Rezeptionsanalyse gesetzt.

Weitere Informationen: http://https://www.sfb948.uni-freiburg.de/
Ansprechpartner: Meurer, Sebastian
Tel: 0761-203 67602
Email: sebastian.meurer@sfb948.uni-freiburg.de
Projektlaufzeit:
Projektbeginn: 01.07.2020
Projektende: 30.06.2024
Projektleitung:
Tilg S

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Finanzierung:

  • Sonderforschungsbereich, DFG

Schlagworte:

    Helden, Heroisierung, Ästhetik, Affekt, Emotion

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