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Forschungsbericht]

Muße im Wald - Konstruktion eines Konzepts in Geschichte und Gegenwart

Projektbeschreibung:
Sonderforschungsbereich 1015 Muße. Erforschung der Konstruktion des Waldes als Raum für Muße. Übergeordnetes Ziel dieses Teilprojekts ist es, die soziale Konstruktion von Wald als Raum der Muße der letzten zweihundert Jahre bis heute zu explorieren. Darüber hinaus werden Faktoren und Prozesse, die diese Konstruktion beeinflussen, identifiziert und deren Repräsentation in der Gegenwart quantifiziert. Aus der Analyse dieser historischen und aktuellen Raumkonstruktionen, die die Beziehungen von Individuen und Gesellschaften zu ihren Wäldern beeinflussen, werden wesentliche Grundlagen für die Interpretation forstpolitischer Entwicklungen gewonnen und damit Beiträge zur Forstpolitik- und Forstgeschichtswissenschaft geleistet, welche bisher weitgehend unbeachtet geblieben sind. Das persönliche Erleben von Muße wird stets mit bestimmten Orten und Räumlichkeiten in Verbindung gebracht (Figal 2014). Dieses Forschungsprojekt baut auf dieser Raumaffinität des Konzeptes Muße auf und stellt den Wald ins Zentrum. Sowohl die Forstpolitik- als auch die Forstgeschichtsforschung setzen sich seit langem mit den unterschiedlichen, teilweise in Konflikt stehenden Interessen und Bedürfnissen am Wald auseinander (z.B. Jay und Schraml 2013, 2014, Weber et al. 2007). Die aktuelle Medienaufmerksamkeit beschreibt den Wald als „deutsches Sehnsuchtsgebiet“, in dem dem „Bedürfnis nach Einsamkeit und Kontemplation“ nachgegangen werden kann (Schröder 2016). Diese Beschreibung deckt sich mit dem Ergebnis von Studien, die zeigen, dass der Wald u.a. einen Raum darstellt, in dem sich Besucher von den Anforderungen des Alltags erholen und Zeit für sich erleben können (Ensinger et al. 2014). Das Teilprojekt betrachtet die Muße im Wald auf zwei eng miteinander verzahnten Forschungsebenen. Ziel der ersten Forschungsebene ist es, basierend auf dem Ansatz der historischen Diskursanalyse (Landwehr, 2009), a) die Konstruktionen von Wald als Raum der Muße im Zeitverlauf anhand von dominanten gesellschaftlichen Diskursen aufzudecken und b) die damit zusammenhängenden vorherrschenden Praktiken der Waldbewirtschaftung zu rekonstruieren und in Zusammenhang zu den Konstruktionen von Wald als Raum der Muße zu setzen sowie c) diskursive Auseinandersetzungen zu ‚Waldbildern‘ zu rekonstruieren und entsprechenden gesellschaftlichen Gruppen zuzuordnen. Zu diesem Zweck werden in einer auf den Stadtwald Freiburg bezogenen Fallstudie die verschiedenen Entwicklungslinien vom 19. Jhd. bis zur Gegenwart nachgezeichnet. Die zweite Forschungsebene bezieht sich auf die individuelle Konstruktion von Wald als Raum der Muße und basiert auf einem mikrosoziologischen Ansatz. Aufbauend auf der Annahme, dass persönliche Repräsentationen von den dominierenden Diskursen abweichen können, ist es das Ziel dieser Analyse auf der Mikroebene, a) die individuelle Organisation der Erfahrungen von Muße im Wald im lokalen Kontext durch Interviews, die analog zur ersten Forschungsebene in Freiburg durchgeführt werden, explorativ zu beschreiben; b) Erklärungszusammenhänge zwischen der Konstruktion der Frames und der gegenständlichen Ausgestaltung des Raumes Wald herzustellen; c) Erklärungszusammenhänge zwischen der Konstruktion von Wald als Raum der Muße und der lebensweltlichen Situation zu identifizieren und d) die deutschlandweite Repräsentation der individuellen Konstruktionen von Wald als Raum der Muße mittels quantitativer Befragung zu überprüfen. Auf den Möglichkeitsraum ‚Wald‘ bezogen lassen die Ergebnisse einen Beitrag zur Erschließung des Begriffsfeldes Muße erwarten. Sie liefern unter Einbeziehung des naturräumlichen Kontexts Erkenntnisse über die gesellschaftlichen und individuellen Konstruktionen von Muße im Wald und deren Dynamiken. Weiterhin trägt dieses TP zur Weiterentwicklung eines empirisch einsetzbaren, analytischen interpretativen Ansatzes bei, in dem gesellschaftliche Ebene und individuelle Ebene verbunden werden. Es dient darüber hinaus einer Zusammenführung qualitativer Methoden des interpretativen Ansatzes mit quantitativen empirischen Methoden.

Ansprechpartner: Selter A
Tel: 0761 203-3716
Email: andy.selter@ifp.uni-freiburg.de
Projektlaufzeit:
Projektbeginn: 2017
Projektende: 2020
Projektleitung:
Kleinschmit D, Selter A
Stellvertretung: Roth S
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg


Mitarbeiter:
  • Roth S
  • Selter A
Kooperationspartner
Professur für Wald- und Forsgeschichte, Universität Freiburg
Finanzierung:

  • DFG, DFG

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