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Forschungsbericht]

Muße im indischen Gegenwartsroman

Projektbeschreibung:
Projekt G4 Im Rahmen des SFB 1015 "Muße" Einige indische Romane nach der Unabhängigkeit und vor allem Romane der 1990iger Jahre und danach inszenieren Muße (leisure) in nostalgischer und anti-kolonialer Weise: sie setzen das, was sie als genuin indische Muße propagieren, in Kontrast zur angeblich westlichen Dichotomie zwischen Arbeit und Müßiggang (alles, was nicht Arbeit ist, sei per definitionem lasterhafter Müßiggang). In dieser Konstellation werden westliche Werte, vor allem die der puritanischen und kapitalistischen Arbeitsethik, abgelehnt und quasi indigenen indischen Muße-affinen Praktiken gegenübergestellt. (Beispieltexte sind u.a. Nayantara Sahgals A Time to Be Happy; Sunetra Guptas A Sin of Colour; Pankaj Mishras The Romantics oder Anita Desais The Artist of Disappearance.) Das Projekt will erstens die Thematisierung von Muße im indischen Gegenwartsroman (1990-2016) untersuchen. Dabei wird zunächst ein Korpus relevanter Texte erstellt (derzeit sind etwa zehn Romane bekannt, die sich in diese Thematik fügen), und es soll die Darstellung verschiedener Formen von Muße, Müßiggang und Freizeit(aktivitäten) dokumentiert werden. Die in den bereits untersuchten Texten enthaltenen Muße-Praktiken sind weitgehend geprägt von Formen der Meditation und des Kunstgenusses und evozieren die Tradition der Mughal-Höfe, jedoch häufig ohne deren muslimischen Charakter zu reflektieren. Zweitens sollen im Anschluß daran diese Ergebnisse im Hinblick auf eine mögliche Übernahme westlicher (kolonialer) Heterostereotype bzgl. indischer Religion, Philosophie und Kunstpraxis und ihre Umwandlung in Autostereotype untersucht werden. Dazu wird mit Hilfe einer Kooperation mit der Indologie die Geschichte der Muße in Indien erforscht. Die vor diesem indologischen Hintergrund zu überprüfende These des Projekts ist, daß im Rahmen des gesellschaftlichen Drucks der Globalisierung, die Indien zu einer weitgehend verwestlichten Industrienation gemacht hat, unter Intellektuellen eine Nostalgie für kultivierte vorindustrielle Mußepraktiken entstanden ist, deren westliche exotisierende Wurzeln sich unter einem nationalistischen Diskurs verbergen.

Ansprechpartner: Fludernik M
Projektlaufzeit:
Projektbeginn: 2017
Projektende: 2021
Projektleitung:
Fludernik M

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Englisches Seminar
Institut für Englische Sprache und Literatur
Rempartstr. 15
79098 Freiburg i. Br.

Telefon: 0761 - 203-3350
Fax: 0761 - 203-3348
Email: gert.fehlner@anglistik.uni-freiburg.de
http://portal.uni-freiburg.de/angl

Mitarbeiter:
  • Farha Noor
  • Melina Munz
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