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Forschungsbericht]

„Nation, Militär und Gesellschaft im postrevolutionären Frankreich: Zur politischen und gesellschaftlichen Bedeutung der französischen Nationalgarde“ - Promotionsprojekt

Projektbeschreibung:
Noch immer wird die sogenannte Restauration in Frankreich vor dem Hintergrund eines stark vereinfachten Gegensatzes von Wiederherstellung der Zustände des Ancien Régimes und sich krisenhaft durchsetzender Innovation begriffen. Schon die Rückkehr Ludwig XVIII. auf den Königsthron 1814 zeigt aber, dass Revolution und Kaiserreich nicht einfach übergangen werden konnten. Beide hatten Tatsachen geschaffen, die in das politische Programm des neuen Regimes mit eingebunden werden mussten. Die französische Nationalgarde steht wie keine andere Institution für die komplizierte gesellschaftliche und politische Konstellation im postrevolutionären Frankreich. Wurde sie während der Französischen Revolution gegründet und nahmen ihre Angehörigen an den Kriegen der napoleonischen Armee teil, symbolisierte sie einen Erfahrungsraum, der die Wahrnehmung der unterschiedliche Gruppen und Gruppierungen in Frankreich nach 1814 wesentlich beeinflusste. Herrschaftsausübung konnte nur noch bei geglückter Resynchronisierung der verschiedenen Erfahrungsschichten gelingen, was die Möglichkeitsbedingungen postrevolutionärer Herrschaft stark eingrenzte. Jedes Regime war also auf die Integration möglichst großer Teile der Gesellschaft angewiesen, was unter dem Paradigma einer bestimmten Staatsform erreicht werden sollte. Die Nationalgarde fungierte einerseits als Legitimationsgrundlage, mit der glaubhaft eine bestimmte Ordnungsvorstellung vermittelt werden konnte. Andererseits profilierten sich die Angehörigen der Nationalgarde selbst als Akteure, indem sie die vorgegebenen politischen Entwürfe vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen ablehnten und divergierenden Entwürfen gegenüberstellten. Tatsächlich sorgte die Verpflichtung der Gardisten innerhalb des militärischen Bereiches, zur Wahrnehmung des staatlichen Gewaltmonopols im Innern, der Teilnahme an den auswärtigen Kriegen während Revolution und Kaiserreich, für die Entstehung eigener Vorstellungen vom Aussehen der Nation. Das Projekt geht von der übergeordneten These aus, dass die Nationalgarde als ein pars pro toto für die Problematik politischer Herrschaft in Frankreich nach 1814 gelesen werden kann. Ihre Geschichte zwischen 1814 und 1852 soll mittels eines innovativen kulturgeschichtlichen Ansatzes analysiert werden.
Projektlaufzeit:
Projektbeginn: 2011
Projektende: (unbegrenzt)
Projektleitung:
Droeber A

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Historisches Seminar
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