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Forschungsbericht]

Der überforderte Frieden. Eine Weltgeschichte 1918 bis 1923

Projektbeschreibung:
Wie kamen Menschen, Gesellschaften und Staaten 1918 aus dem Krieg? Was für Vorstellungen verbanden sie mit dem Frieden und dem Versprechen einer neuen Ordnung? Wie verändert sich unser Verständnis der Geschichte des 20. Jahrhunderts, wenn wir jenseits nationalhistoriographischer Engführungen nach dem globalen Charakter des Nachkriegs, der Jahre zwischen 1918 und 1923, fragen? Der Erste Weltkrieg führte als totalisierter Krieg zu einer beispiellosen Dynamik von globalen Erwartungen, Hoffnungen und Projektionen, die sich auf den künftigen Frieden bezogen. Doch die vom amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson erhoffte Friedensordnung im Zeichen des nationalen Selbstbestimmungsrechts, der Demokratie und einer kollektiven Sicherheitsarchitektur erwies sich als brüchig. Weder wurde der Nationalstaat zum Akteur kollektiver Sicherheit, noch wurde die Internationale der Friedenswahrung eine Realität. Die geplante Monographie ist als globale Erfahrungsgeschichte angelegt, bewusst die Chancen von transnationalen Vergleichen, Transfer- und Verflechtungsanalysen nutzend. Die Friedenskonferenzen und Verträge werden dazu als Schnittpunkte politischer Kommunikation und damit auch symbolischer Inszenierung für ganz unterschiedliche Akteure verstanden: für Politiker und Militärs genauso wie für Völkerrechtler, Geographen, Ethnologen und Ökonomen. Nicht zuletzt bildeten Journalisten eine besonders wichtige Akteursgruppe, denn die Pariser Friedensverhandlungen stellten das bis dahin größte Medienereignis des 20. Jahrhundert dar. Der gewählte Untersuchungszeitraum von 1918 bis 1923 ist bewusst breiter gewählt als die klassische Rekonstruktion des Frühjahrs 1919 in Paris, um den Übergang vom Kriegsende in die Nachkriegsphase und dessen räumliche Auffächerung in den Blick zu nehmen. Zugleich ist der Fokus dieser Synthese enger als eine Geschichte der gesamten Zwischenkriegszeit mit ihren eigenen Problemen der Argumentation vom Ergebnis her. Die Offenheit der historischen Situation bei aller Belastung, die „vergangene Zukunft“ (Reinhart Koselleck) der Zeitgenossen, soll für die Nachkriegsphase erschlossen werden – auch um damit ein interpretatorisches Gegengewicht zur noch immer gängigen Interpretation von 1919 aus dem Blick von 1933, 1939 oder 1941, aus der Logik des Rückblicks also, zu entwickeln.

Weitere Informationen: http://www.historischeskolleg.de/aktuelles/
Projektlaufzeit:
Projektbeginn: 2016
Projektende: (unbegrenzt)
Projektleitung:
Leonhard J

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

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